Proteste gegen die Einheitsfeierlichkeiten in Stuttgart am 2. und 3. Oktober
Alle Jahre wieder feiern hunderttausende Menschen in ausgelassenem Schwarz-Rot-Geil die „Einheit“, also die Annexion der DDR. Jedes Jahr in einer anderen Landeshauptstadt, wird auf einer rießigen Deutschland-Fanmeile richtig schön unverkrampft die deutsche Nation abgefeiert und jede Kritik für diese Zeit ausgeblendet. 2013 finden die Feierlichkeiten in Stuttgart statt. Dagegen mobilisiert seit einiger Zeit das Anarchistische Netzwerk Südwest*, sowie ein regionales Bündnis aus dem Großraum Stuttgart.
Im Folgenden findet ihr den ersten Kurzaufruf des Bündnisses, sowie die Homepage zu den Gegenprotesten. In den kommenden Wochen wird dies auch in Berlin Thema werden, also watch out.
Kurzaufruf:
Kein Grund zum Feiern – Gegen Staat, Nation und Kapital
In diesem Jahr finden in Stuttgart die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit statt. Unter dem Motto „Zusammen Einzigartig“ wird die Stadt am 2. und 3. Oktober in (un)verkrampftem Nationalstolz versinken. Es wird eine Fanmeile für Deutschland, zahlreiche Festakte und Stände geben, damit sich Bundestag, Bundesrat, Bundesregierung und Bundesländer mit „Politik zum Anfassen“ profilieren können. Etwa 500.000 Menschen werden zum schwarz-rot-goldenen Freudentaumel erwartet – tausende Sicherheitskräfte sollen – falls nötig, auch gewaltsam – für den reibungslosen Ablauf des Spektakels Sorge tragen.
Zwei Tage, in welchen Stuttgart sich im absoluten Ausnahmezustand befindet und das sogenannte ‘’deutsche Vaterland’’ gefeiert wird. Doch welchen „Nutzen“ haben wir abhängig Beschäftigte, Mieter*innen, Schüler*innen, Arbeitslose oder Rentner*innen, eigentlich von dieser Nation? Das kapitalistische Alltagsleben, in dem wir uns befinden, ist geprägt von harten Interessensgegensätzen: Arbeiter*innen müssen immer länger und immer schneller schuften – zu Gunsten der Konkurrenzfähigkeit von Unternehmen. Von dem ohnehin schon kargen Lohn muss ein immer größerer Teil für Miete ausgegeben werden, weil aus dem dem Wohnraum, welchen wir zum Leben nutzen, Andere ein Geschäft machen.
Eigentlich ist es absurd: National gedacht sind alle gleich und können sich unter „schwarz-rot-goldenem“ – Banner singend in den Armen liegen. Die von Staat und Kapital produzierten und zementierten Interessensgegensätze wirken für kurze Zeit wie ausgehebelt, Konkurrenzkampf und Ausbeutung weichen der „nationalen Schicksalsgemeinschaft“.
Wir meinen: Die Bundesrepublik und ihr Nationalismus ist überhaupt kein Mittel für unsere Interessen, sondern sie verwaltet unsere Armut, um ihre Interessen zu gewährleisten und ist ein Angriff auf die Idee eines schönen Lebens. Solange es Nationen gibt, stehen diese miteinander in Konkurrenz. Die Folgen dieser Konkurrenzsituation sind vielfältig und für alle spürbar: militärische und wirtschaftliche Interventionen (z.B. in Form von Spardiktaten) oder die Ausgrenzung derer, die sich in ihrem Aussehen, ihrer Herkunft, ihrer Kultur oder ihrer Geschlechtsidentität von der hier vorherrschenden weißen, deutschen Mehrheitsgesellschaft unterscheiden.
Deshalb gibt es für uns nie einen Grund Nationen zu feiern – nicht am 3. Oktober und auch an keinem anderen Tag!
Wir rufen zu Aktivitäten gegen die Einheitsfeierlichkeiten auf.
Lieber „gemeinsam unartig“ als „zusammen einzigartig“!
Für eine Welt ohne Staat, Nation und Kapital.
Alle Infos findet ihr auf der Homepage der Gegenproteste.